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CED – Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Dr. Adrian Weingart

CED – Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Die Abkürzung CED steht für chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Diese Gruppe umfasst unter anderem die Krankheiten Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Obwohl es sich um unterschiedliche Krankheitsbilder handelt, haben sie auch einige Gemeinsamkeiten. Aus diesem Grund können sie nicht immer klar voneinander unterschieden werden. Man spricht dann von einer unbestimmten Kolitis - auch Colitis indeterminata genannt. Dieser Begriff bezeichnet die Entzündung des Dickdarms - Colitis, welche aber nicht eindeutig zuordenbar, also indeterminiert ist. 
In Deutschland entwickeln jährlich 12 von 100.000 Menschen eine neue CED. Auffällig ist, dass die meisten Betroffenen in Nordeuropa und Nordamerika leben. Unser westlicher Lebensstil scheint ein Risikofaktor für chronisch entzündliche Darmerkrankungen zu sein. Leider ist die genaue Ursache von CED wissenschaftlich immer noch nicht abschließend geklärt.

 

Was passiert bei CED?

 

Das Abwehrsystem des Darms muss immer wieder entscheiden, ob es sich bei dem Darminhalt um nützliche Nährstoffe oder um schädliche Fremdsubstanzen handelt. Die Darmschleimhaut ist die Barriere für solche Fremdsubstanzen und verhindert, dass sie in die Darmwand eindringen. Bei einer CED ist die Darmschleimhaut verändert und diese Barriere geschwächt. Auf diese Weise können sowohl harmlose als auch schädliche Substanzen in die Darmwand gelangen. In beiden Fällen löst dies eine Abwehrreaktion des Immunsystems aus, die zu Entzündungen führt. Diese Entzündung schädigt das Darmgewebe. 

 

Wie bemerkt man eine CED?

 

Wenn sich der Darm erst einmal entzündet hat, sind Symptome wie anhaltender Durchfall, Bauchschmerzen und andauernde Kraftlosigkeit sehr wahrscheinlich. CEDs treten periodisch auf, d.h. Phasen mit Symptomen wechseln sich mit symptomfreien Intervallen ab. Die Stärke, Dauer und Häufigkeit solcher Rückfälle variieren stark und kann somit schlecht vorhergesagt werden. Typische Symptome sind zum Beispiel schleimiger Durchfall und Magenschmerzen. Außerdem leiden rund 35% der Betroffenen an Symptomen außerhalb des Verdauungstraktes. Dazu gehören beispielsweise Symptome an Gelenken, Haut, Augen, Leber und den Knochen. Bei Kindern und Jugendlichen kann diese Krankheit zu starkem Gewichtsverlust und Wachstumsstörungen führen.

 

Was sind die Unterschiede zwischen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn?

 

Die beiden Krankheiten unterscheiden sich maßgeblich darin, welche Teile des Verdauungstraktes davon betroffen sind. Genaueres zu den beiden Krankheitsbildern erfährst du jetzt: 

 

Morbus Crohn: 

 

Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungstrakt - also den ganzen Bereich von Mund bis zum After - angreifen. Am häufigsten tritt die Krankheit jedoch in den Endabschnitten des Dünndarms auf. Die Besonderheit bei Morbus Crohn ist, dass die betroffenen Teile des Verdauungstraktes meist nicht miteinander zusammenhängen. Das bedeutet, dass sich gesunde und ungesunde Darmteile abwechseln - quasi ein “Flickenteppich” aus gesunden und kranken Darmabschnitten. 
Ist ein Patient an Morbus Crohn erkrankt, hat dies zur Folge, dass an den entzündeten Bereichen alle Darmschichten befallen sind. Teilweise sind sie sogar regelrecht zerstört! Eine Folge davon sind beispielsweise Abszesse, also Eitereinschlüsse oder Fisteln. Treten Fisteln auf, hat die Entzündung “Gänge” in die Darmwand und das umliegende Gewebe gegraben. Außerdem kann es zu sogenannten Stenosen kommen - so werden narbige Verengungen im Darm bezeichnet. 
Wissenschaftlich konnte bewiesen werden, dass die Erkrankung an Morbus Crohn eine starke genetische Komponente hat. Jedoch spielen auch andere Einflüsse auf den Organismus wie Körperhygiene, die Ernährungsweise und die Psyche eine wichtige Rolle. 

 

Nochmal kurz zusammengefasst: 

 

  • Kann im gesamten Verdauungstrakt (Mund bis Anus) auftreten. 
  • Es kommt zu einem segmental-diskontinuierlichen Befall, das heißt entzündete Segmente des Verdauungstrakts wechseln sich mit entzündungsfreien Segmenten ab.
  • Die Entzündung der Darmwand erstreckt sich über alle Schichten der Darmwand. 

 

Colitis Ulcerosa: 

 

Diese chronische Darmerkrankung heißt übersetzt “Dickdarmentzündung mit Geschwüren”. 
Sie unterscheidet sich vom oben erklärten Morbus Crohn dadurch, dass die hervorgerufenen Entzündungen nur im Dickdarm auftreten. Ein weiterer Unterschied ist, dass der Darm der Patienten kontinuierlich erkrankt ist. Das bedeutet, dass es keine entzündungsfreien Abschnitte im Darm gibt, ist die Krankheit erstmal ausgebrochen. Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass sich Colitis Ulcerosa im Enddarm - dem Rektum beginnt und sich von dort aus oral ausbreitet. Außerdem betrifft diese Krankheit nur die oberste Schicht des Darms und dringt nicht wie Morbus Crohn in tiefere Darmschichten ein. 

 

Nochmal kurz zusammengefasst: 

 

  • Betrifft nur den Dickdarm und das Rektum.
  • Die Entzündung breitet sich kontinuierlich von “hinten” nach “vorne” (d.h. von anal nach oral) aus.
  • Nur die oberste Schicht der Darmwand, die Darmschleimhaut, ist entzündet.

 

Die beiden Krankheiten haben jedoch eines gemeinsam - treten sie auf, ist die natürliche Barrierefunktion des Darms gestört. Das zieht einige negative Folgen mit sich, da diese dafür verantwortlich ist, krankheitserregende, schädliche Bakterien oder andere “Eindringlinge” vom Eindringen in die Darmschleimhaut abzuhalten. 
Ist die Darmbarriere nicht intakt, hat dies eine beeinträchtigte Abwehrkraft zur Folge. Dadurch können Bakterien einfacher in den Körper eindringen und systemische Entzündungsreaktionen hervorrufen - genau wie es bei den beiden zuvor erläuterten Krankheiten der Fall ist. Mit der Zeit können aus systemischen Entzündungen leider sogar chronische Entzündungen werden. Dies kann wiederum zu Symptomen führen, die auch außerhalb des Darms auftreten. Dazu gehören Entzündungen in Gelenken, Bändern, Muskeln, Haut, Augen und der Leber. Außerdem erhöht sich durch eine lang anhaltende Erkrankung des Dickdarms die Wahrscheinlichkeit für Darmkrebs merklich. 

 

Wie lassen sich CED behandeln? 

 

Generell werden chronisch entzündliche Darmkrankheiten nach ihrer Intensität klassifiziert und auch dementsprechend behandelt. Ist die Krankheit akut, verschreiben Ärzte meist Medikamente, die die auftretenden Symptome und Entzündungen hemmen sollen, da diese sehr starke Schmerzen hervorrufen können. Als Hauptziel der Behandlung von CED- Patienten ist also grundlegend, ihnen ein möglichst symptomfreies Leben zu ermöglichen. 
Neueste Studien zeigen, dass Probiotika positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben, da sie verschiedene Symptome reduzieren können. Hierbei geht es um Therapieverfahren, die das Ziel haben, die Zusammensetzung der Darmschleimhaut durch verschiedene mikrobiologische Korrekturen positiv zu beeinflussen. 
Morbus Crohn ist zum jetzigen Stand nicht heilbar, die Colitis Ulcerosa lässt sich durch eine operative Entfernung des Dickdarms und des Rektums heilen. Die Behandlung erfolgt multimodal und kann bei vielen Patienten eine gute Kontrolle der Symptome bewirken und zu einer hohen Lebensqualität führen. Auch Probiotika können bei der Behandlung zum Einsatz kommen. 

 

  • https://www.mondosano.de/ratgeber-artikel/ced
  • http://www.gastroenterologie.usz.ch/fachwissen/morbus-crohn-colitits-ulcerosa/Seiten/default.aspx
  • https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2004/daz-26-2004/uid-12167 

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