DON´T WORRY, BE HAPPY - das Glückshormon Serotonin
Achtung - jetzt wird’s philosophisch: Sind wir eigentlich nicht alle auf der Suche nach Glück und Freude? Unser ganzes Leben lang wünschen wir uns nur eine Sache, nämlich glücklich zu sein. Ob wir den Zustand des vollkommenen Glücks jemals erreichen, ist natürlich sehr fraglich und von den unterschiedlichsten Faktoren im Leben abhängig. Leider liegt dabei der Großteil nicht in unserer Hand. Naja, aber irgendwie können wir unsere Stimmung und unsere Zufriedenheit dann doch beeinflussen. Man sagt ja so schön “Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.” Es gibt da nämlich einen Stoff im menschlichen Körper, der für Freude zuständig ist und den wir sehr wohl beeinflussen können. Dürfen wir vorstellen - das Glückshormon Serotonin.
Serotonin bringt uns in Balance
Was genau ist denn dieser kleine “Glücksbringer” in unserem Körper und wo wirkt er? Serotonin ist sowohl ein Hormon, als auch ein Neurotransmitter, der zahlreiche Körperprozesse reguliert. Am bekanntesten ist die Wirkung von Serotonin im Gehirn, denn im menschlichen Kontrollzentrum wirkt Serotonin als Neurotransmitter. Es wirkt daher wie ein Botenstoff, der durch unser Nervensystem reist und Informationen von einer Nervenzelle an die nächste weitergibt. Bis zu einem gewissen Grad sorgt Serotonin eigentlich dafür, dass alle Informationsprozesse im Gehirn - und das sind ganz schön viele - korrekt ablaufen. Ist zu wenig des Hormons im Körper vorhanden, können genau diese Informationsprozesse aus dem Gleichgewicht geraten und dadurch den ganzen Organismus beeinträchtigen und uns auf die Stimmung schlagen.
Serotonin findet man aber nicht nur im Gehirn und im Nervensystem, sondern auch in den Blutplättchen - Thrombozyten - sowie in großen Mengen in speziellen Zellen unseren Magen- Darm-Trakts.
Das Glückshormon
Der Serotoninspiegel hat durchaus eine wichtige Rolle auf das eigene Wohlbefinden und beeinflusst sowohl die körperliche als auch die psychische Stimmung. Serotonin ist auch als “Wohlfühlhormon” bekannt und wirkt dabei nicht nur stimmungsaufhellend, sondern kann die Stressantwort des Körpers abdämpfen. Serotonin ist ein wahrer Alleskönner, wenn es um das Thema Stimmung geht, denn es kann auch entspannend, antidepressiv, schlaffördernd, schmerzhemmend und motivationsfördernd wirken.
Der größte Teil des Serotonins wird in den sogenannten enterochrom-affinen Zellen im Darm produziert. Diese Zellen liegen im Epithelgewebe des Verdauungstraktes, also in der Schicht, die den Dünndarm von innen auskleidet. Das Glückshormon erscheint aber nicht aus dem Nichts - es entsteht nämlich aus der Aminosäure Tryptophan. Spezielle Enzyme sorgen dafür, dass eine Hydroxylgruppe an das Tryptophan angehängt und eine Carboxylgruppe entfernt wird, wobei Kohlendioxid freigesetzt wird – daher auch der biochemisch genaue Name 5-Hydroxy-Tryptamin. Das fertige Serotonin wird dann in kleinen Speicherkämmerchen, den Vesikeln, gelagert und von dort bei Bedarf freigesetzt. Wurde das Glückshormon freigesetzt, wird es über einen 5-HT-Transporter wieder aufgenommen und teilweise den Speichervesikeln zugeführt oder teilweise abgebaut. Das geschieht mithilfe verschiedener Enzyme, wie Monoaminooxidase A (MAO-A). Endprodukt des Serotoninabbaus ist die sogenannte 5-Hydroxyindolessigsäure, die dann mit dem Urin ausgeschieden wird.
Das Glückshormon wirkt, wie die meisten anderen Botenstoffe im Körper auch, indem es sich an bestimmte Rezeptoren bindet. Genau genommen gibt es sogar mehr als 14 verschiedene Rezeptoren, an die sich das Serotonin binden kann. Sie werden auch 5-HT-Rezeptoren genannt.
Die Rolle des Darms
Man weiß, dass ein gut regulierter Serotoninspiegel nicht nur für das Gehirn und die Stimmung von großer Bedeutung sein kann, sondern auch andere Bereiche des Wohlbefindens beeinflusst. Da nicht nur im Gehirn Serotonin produziert wird, sondern auch die Darmbakterien zur Synthese des Neurotransmitters GABA (GABA-Rezeptoren spielen während der Entwicklung von neuronalen Strukturen im Gehirn eine bedeutsame Rolle) sowie zur Serotonin-Vorstufe L-Tryptophan fähig sind, ist bei einer minderen Besiedlung des Darms durch gute Bakterien eine ausreichende L-Tryptophan und GABA-Synthese möglicherweise nicht möglich. Sind jedoch ausreichend „gute” Bakterien (gemeint sind in diesem Zusammenhang gute, tryptophanbildende Bakterien) vorhanden, kann folglich mehr L-Tryptophan und somit mehr Serotonin erzeugt werden. Daraus resultieren positive Effekte, wie ein besseres allgemeines Wohlbefinden.
Der Effekt von Serotonin
Wie schon erklärt, kann Serotonin an verschiedene Rezeptoren auf der Oberfläche verschiedener Zellen andocken. Dabei ist es so, dass jeder Serotonin- Rezeptor eine andere Reaktion im Organismus auslöst. Serotonin steuert deshalb ganz viele unterschiedliche Prozesse im Körper. Wenn man den Einfluss des Glückshormons auf das zentrale Nervensystem betrachtet, beeinflusst der Botenstoff beispielsweise die Körpertemperatur, den Appetit, verschiedene Emotionen und das zentrale Belohnungssystem. Das war aber noch nicht alles. Serotonin hat einen Einfluss auf deine Stimmung und deinen Antrieb, deine Bewusstseinslage und den Schlaf-Wach-Rhythmus, sowie die Schmerzbewertung im Körper.
Da das Glückshormon aber nicht nur im Gehirn vorkommt, hat Serotonin auch Einfluss auf andere Bereiche in unserem Körper. Beispielsweise kann es die Weite der Blutgefäße, der Bronchien und des Darm verändern. Außerdem stimuliert der Neurotransmitter die Blutplättchen (Thrombozyten) und spielt so eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung.
Serotoninspiegel aufpolieren
Serotonin sorgt dafür, dass du dich gut fühlst - da stellt sich die Frage, wie man die Produktion des Glücksbringers beeinflussen kann. Der Botenstoff wird im Körper selbst produziert und es gibt einige Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass Serotonin freigesetzt wird. Ob Aminosäuren, Mineralien oder Vitamine, es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Serotoninspiegel auf natürliche Weise positiv zu beeinflussen. Da ungefähr 80% des Serotonins im Darm produziert werden, ist es logischerweise wichtig, dass dieser gesund ist, um das Hormon produzieren zu können. Deshalb gibt es viele ernährungsbewusste Menschen, die zu Prä- und Probiotika - auch Synbiotika genannt, greifen, um sicherzustellen, dass das Darmmikrobiom intakt ist. Auch fermentierte Lebensmittel wie Kimchi oder Sauerkraut enthalten Probiotika und sind so für den Darm sehr gesund. Zusätzlich können verschiedene Vitamine und Mineralien die Produktion von Serotonin beeinflussen. Das liegt daran, dass sie zusätzliche Bestandteile sind, die der Körper braucht, um das Hormon zu synthetisieren. Sie sind teilweise auch selbst bei der Bildung von Serotonin beteiligt. Da Serotonin aus bestimmten Aminosäuren gebildet wird, sollten diese über eine gute Ernährung ausreichend zugeführt werden. Dazu gehört insbesondere die Aminosäure Tryptophan, die in Lebensmitteln wie Nüssen oder Fisch enthalten ist. Die Aminosäure Tryptophan wird zuerst im Körper in intermediäres 5-HTP und später im Gehirn in Serotonin umgewandelt.
Den Serotoninspiegel messen
Wie du gerade schon erfahren hat, hat das Glückshormon in einigen Bereichen des Körpers seine Finger im Spiel. Deshalb kann sich ein Serotoninmangel negativ auf den gesamten Organismus auswirken und dadurch zu unangenehmen Beschwerden führen. Es ist deshalb teilweise sicherlich ratsam, dem Ganzen auf die Spur zu gehen.
Du bist häufig grundlos traurig? Du hast depressive Verstimmungen, Angststörungen oder bist antriebslos? Dann ist es vielleicht an der Zeit, mal zu messen, wie dein Serotoninspiegel aussieht. Keine Angst, das ist ganz einfach und super unkompliziert. Heutzutage kann der Test sogar von Zuhause aus gemacht werden. Dafür musst du nur ein Test-Kit bestellen, eine Urinprobe abgeben und diese dann an ein Labor schicken. Ein paar Tage später solltest du dann dein Ergebnis haben. Spätestens dann wird sich herausstellen, ob deine aktuelle Stimmungslage mit einem Serotoninmangel zusammenhängt. Wenn nicht, solltest du dir unbedingt weitere ärztliche Hilfe holen.
Natürlich kannst du dich zu diesem Thema auch von Anfang an von deinem Hausarzt beraten lassen, wenn du dich damit wohler fühlst. Meistens überprüft dieser deinen Serotoninwert anhand eines Bluttests. Leider können diese Tests heutzutage noch keine 100%ige Sicherheit über die Höhe deines Serotoninspiegels geben, da sie den Wert im Gehirn nicht messen können.
Ein Serotoninmangel kann sich aber auch an anderer Stelle deutlich machen, denn er kann sich auf den gesamten Körper auswirken. Ein Mangel dieses Glückshormon kann beispielsweise in Kopf- oder Muskelschmerzen, einem verminderten Sättigungsgefühl, Konzentrationsstörungen oder Schlafstörungen resultieren. Weitere Symptome sind das Reizdarmsyndrom, Bluthochdruck und diverse Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Zusammenfassung Serotonin
Serotonin fungiert im menschlichen Körper als Hormon und Neurotransmitter. Es wird aus der Aminosäure L-Tryptophan gebildet. Die gute Nachricht dabei ist, dass diese Aminosäure über verschiedene Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden kann. Serotonin ist ein wahrer “Glücksbringer” und kann sich positiv auf die Stimmung und das Wohlbefinden auswirken. Außerdem hat es eine beruhigende Wirkung und kann das Stressempfinden reduzieren! Aber das war noch nicht alles, denn es kann die Gedächtnisleistung erhöhen und guten Schlaf fördern. Hast du zu wenig des Glückshormons in deinem Körper, kann dies jedoch zu schlechter Laune, Angstzuständen und Aggressivität führen.
Letztendlich gilt - ist dein Serotoninspiegel in Ordnung, geht es dir gut und du fühlst dich wohl!
Mehr zum Thema Serotonin und Darm erfährst du auch in Folge 59 vom Podcast von Matcha Mornings, bei der unser Co-Founder Dr. Adrian Weingart zu Gast war.
Quellen:
https://www.mdr.de/wissen/darm-serotonin-bakterien100.html
https://www.cemet.de/serotonin-und-die-darm-hirn-achse/